Transkript anzeigen Abspielen Pausieren

Geschichte

"Ihre Geschichte, ihr Weg zur Identität."

Walter Landsberg

Die Entstehung der Elisabeth Klinik ist eng an die Entwicklung des Fachgebiets Kinder- und Jugendpsychiatrie in Deutschland gebunden. Den Facharzt gibt es seit 1968. Damals existierten erst einige kleine, vielfach nicht selbständige kinder- und Jugendpsychiatrische Abteilungen an Universitätskliniken. Sie waren vielfach der Erwachsenenpsychiatrie angegliedert. Daneben gab es mit einigen Ausnahmen gleichfalls oft unselbständige Abteilungen an den Versorgungskliniken der großen Verbände. Niedergelassene Ärzte mit eigenen Praxen gab es noch nicht.

 

Die Enquete Kommission, die sich mit der Versorgung psychisch kranker Menschen beschäftigte, forderte 1975 den Ausbau der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Versorgung und schuf zugleich mit der Veröffentlichung der Psychiatrischen Personalversorgung die Voraussetzungen für eine bessere personelle Ausstattung an den Kliniken. Sie ermöglichte damit eine über die Verwahrung hinausgehende Behandlung und Betreuung der Patienten.

 

Für den Großraum Dortmund mit etwa 1,3 Mill. Menschen war Ende der 70iger Jahre für die psychisch kranken Kinder und Jugendlichen das 120 Kilometer entfernte Johannesstift in Niedermarsberg zuständig. Diese Klinik übernahm in erster Linie die Pflichtversorgung. Eine Regelversorgung oder gar ambulante Betreuung von Patienten war bei dieser Entfernung nicht zu gewährleisten. Um die Versorgungssituation zu verbessern, war vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe die Errichtung einer Klinik für diesen Patientenkreis in Dortmund angedacht, ohne dass sich bereits Konkretisierungen andeuteten. Ähnliche Pläne bestanden auch für den Jugendhilfebereich beim Jugendamt der Stadt Dortmund. Beide Seiten dachten an Einrichtungen mit ca. 200 Behandlungsplätzen.

 

In dieser Situation ergriff das Christliche Sozialwerk e.V. die Initiative und stellte bei der Landesregierung von Nordrhein Westfalen den Antrag auf Errichtung einer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Dem wurde stattgegeben. Das Christliche Sozialwerk als gemeinnützige Krankenhaus-Betriebs-GmbH übernahm daraufhin in Dortmund das vor der Schließung stehende Elisabeth-Kinderkrankenhaus, das damals auf eine 50jährige Tradition als Krankenhaus für Kinder- und Säuglingskrankheiten zurückblickte, in frei-gemeinnütziger Trägerschaft. Die Kinderklinik wurde gradlinig in eine Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie überführt. Ausschlaggebend für die Gründung waren neben dem akuten Bettenbedarf im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie, die „gemeindenahe“ Lage und die funktionelle Größe der Klinik.

 

Es war vorgesehen eine Klinik mit 40 Betten zu eröffnen. Die Räumlichkeiten des Hauses ließen diese Größe jedoch nicht zu. Um trotzdem die bewilligen 40 Behandlungsplätze zur Verfügung stellen zu können, wurde kurzerhand eine Tagesklinik mit fünf Behandlungsplätzen eingerichtet. So entstand eher durch Zufall die erste rein kinder- und jugendpsychiatrische Tagesklinik in der Bundesrepublik Deutschland. Die in Kassel folgte wenig später.

 

Am 1. Januar 1979 nahmen wir unsere Arbeit in der neu gegründeten Elisabeth-Klinik für Kinder und Jugendpsychiatrie in Dortmund auf. Die Notwenigkeit einer gemeindenahen Regelversorgung wurde allgemein anerkannt. Das bedeutete jedoch nicht die Unterstützung der örtlichen Sozialleistungsträger. Die niedergelassenen Ärzte in Dortmund wussten mit dem Fach Kinder- und Jugendpsychiatrie wenig anzufangen, mit den Krankenkassen musste um einen kostendeckenden Pflegesatz gerungen werden und die Zusammenarbeit mit dem Jugendamt der Stadt gestaltete sich zunächst recht schwierig. Zu den äußeren Schwierigkeiten kamen innere. Wir hatten zwar ein Konzept nach dem wir arbeiten wollten, aber wir waren kein Team, mussten uns also erst zusammenraufen. Das merkten die Patienten schneller als wir und stellten uns immer wieder vor Grenzsituationen, die bewältigt werden wollten und zu Veränderungen der Führung, Betreuung und im Umgang mit einander und den Patienten führten. Hinzu kam damals die Entwicklung verschiedenster Psychotherapierichtungen, allen voran die Familientherapie. Mit dieser und der Psychotherapie glaubten wir, alle Patienten und ihre Familien heilen zu können. Wir wurden schnell eines besseren belehrt und fanden so im Verlauf zu einem realistischen und praxisorientierten Konzept und Angebot.

 

Bei der Bewältigung dieser Probleme war im Verlauf der Zeit sicher wichtig, dass wir beherzigten, was Bernd Heinermann in seinem Vortrag anlässlich des 20jährigen Bestehens der Elisabeth-Klinik im Untertitel beschreibt: ”Nur wer sich ändert, bleibt sich treu”, oder wie PLATON sagt: „Jeder wird stets ein anderer und verliert manches. Eines entsteht und das andere vergeht. Denn auf diese Weise wird alles Sterbliche gerettet, nicht indem es immer dasselbe bleibt, wie das Göttliche, sondern dadurch, dass das Verschwindende und Veraltete ein anderes Neues zurücklässt“. Auch galt für uns der Satz: ”Änderung geschieht, wenn man wird, was man ist und nicht wenn man versucht zu werden, was man nicht ist”. Es geht dabei nicht nur um die Identität des einzelnen Mitarbeiters sondern auch um die der betreffenden Institution – in unserem Falle die der Elisabeth-Klinik.

 

Als ich 1979 meine Arbeit in der Elisabeth-Klinik begann, holten mich die Ideen der 68er durch meine Mitarbeiter wieder ein. Die 68er hatten den Beziehungsaspekt auf den Prüfstein gestellt und damit auch meine Idee von der Arbeit mit psychisch kranken Kindern und Jugendlichen. Diese bestand darin, dass man Patienten nur heilen kann, wenn man mit ihnen in Beziehung in Interaktion tritt, wenn man von ihnen etwas versteht, ihre Symptome als Botschaft auffasst und diese versucht zu entschlüsseln, um dann in der gemeinsamen Arbeit mit ihnen nach Lösungen für ihren Konflikt zu suchen. Ich hatte inzwischen gelernt, dass Kinder zum Schutz ihres SELBST, ihres ICH, ihrer IDENTITÄT reaktiv eine psychische Erkrankung entwickeln, in deren Wesen einerseits die große Sehnsucht nach Beziehung liegt, die ihnen immer wieder gefehlt hat und vor der sie anderseits eine übergroße Angst hatten. Ziel der Arbeit mit ihnen ist somit die Sicherstellung einer gesunden Entfaltung, die Akzeptanz ihrer Individualität in ihrem Lebensumfeld, die Stärkung der Kommunikation innerhalb der Familie, die Hilfe zur Selbsthilfe, die Entwicklung ihrer Persönlichkeit, die Achtung ihrer Würde usw.

 

Die Beziehungsarbeit musste unter diesen Bedingungen methodisch fundiert werden, gleichzeitig wurde sie basisdemokratisch unterspült, aber glücklicherweise nicht weggespült.

 

Identität ist sinnstiftend. In dem Wort Identität fassen wir zusammen, was nebeneinander steht, aber unverbunden ist. Anders gesagt, Identität schafft Kontinuität, wo Diskontinuität ist. Das bedeutet gleichzeitig, dass Identität eine Kompetenz ist, die sich narrativ darstellt und die erworben werden muss und mit Wachstum und Veränderung verbunden ist.

 

Für uns, die wir mit dem Aufbau der Elisabeth-Klinik beschäftigt waren, bedeutete das, dass sich aus den Basisdemokratiegedanken der Spät-68er über die Fachkompetenz eine Hierarchie herausbilden musste, weil die Klinik in ihrer Identität noch nicht gebildet war. Das war die Aufgabe, vor der wir standen. Einigkeit bestand über den Beziehungsaspekt, der jedoch alleine keine Einigung in der Methodik bedeutete. So schwankte die Klinikkontinuität zwischen unterschiedlichsten Auffassungen wie z.B. Individualsicht und Familiensicht hin und her. Die Vertreter dieser Sichtweisen, wie sie unter vielen anderen WINNICOTT einerseits und SATIR bzw. MINUCCHIN andererseits darstellen, lieferten Argumentationshilfen. Die Anhänger der jeweiligen Sichtweise lebten den Beziehungsaspekt nicht nur in ihrer Methodenvielfalt, sondern auch im beruflichen Alltag aus. Einerseits wurde so auf verschiedenen Ebenen die Identität, als sinnstiftende Kompetenz geübt, andererseits waren damit Konflikte vorprogrammiert. Es kam zu Rollendiffusionen in Folge unterschiedlicher Ansprüche. Wenn wir das heute wieder unter den Begriff der Identität sehen, so wird deutlich, dass die 68er ihr Autonomiestreben, ihre Selbstbestimmung, ihre Selbstverantwortung methodisch legitimierten.

 

Erstaunlicherweise konnte ich als Chef beobachten, wie sich die Arbeit mit Individuen und Familien intensivierte, je heftiger die verschiedenen Schulen miteinander konkurrierten. Gleichzeitig wurde allen deutlich, dass die Klinik die Hierarchie brauchte, so sehr sich die Mitarbeiter auch dagegen wehrten. Wir verhielten uns in diesem Punkt nicht anders als die uns anvertrauten Patienten, die auf der Suche nach ihrer Identität waren. Jeder wollte selbst bestimmen, aber die Ambivalenz in sich nicht wahrnehmen und schwankte dann zwischen Progression und Regression. Wen wundert es, wenn die Klinik in dieser Zeit die gleichen Prozesse durchlief! Krisen der Klinik waren Krisen der Behandlung, Krisen der Patienten waren Krisen der Institution. Wenn die Institution keine Lösung fand, konnte sie von den Patienten nicht erwartet werden.

 

Als dann in Folge chefärztlicher Anweisung und trotz Supervision der Therapieraum zum Schlachtfeld zu entarten drohte, zogen wir uns durch die Arbeit an einem veränderten Klinikkonzept wie Münchhausen selbst wieder aus dem Sumpf. Die Klinikidentität fand sich in dem neuen Konzept wieder und wurde zu einer Richtlinie für alle. Über die Brücke der Beziehungsarbeit konnten sich alle im Konzept wieder finden, wobei sich paradoxerweise Freiräume für einzelne eröffneten. Dies geschah in einer Zeit, in der Körperarbeit, Gestalttherapie, Familientherapie nach SATIR, MINUCCHIN, HAILEY und analytische Ansätze, so wie die Frühschädigungskonzepte gesichert schienen.

 

Zu einem neuen Einbruch kam es, als mit LUHMANN’s sozialen Systemen das Wort ”systemisch” die Klinik erschütterte. Hatten sich bisher alle Größen- und Heilerphantasien nach umfassenden Therapieerfolgen nicht erfüllt – die berühmte Drittelung wird auch in Zukunft nicht aufgehoben werden können -, wurde das Wörtchen ”systemisch” dermaßen mit unseren eigenen Erlösungsphantasien aufgeladen, dass wir nun glaubten, alle in fünf Sitzungen heilen zu können. SELVINI PALLAZONI wurde mit ihren paradoxen Interventionen zum geflügelten Wort. Doch schon bald wurde völlig unparadox klar, dass diese Hoffnungen Phantasien blieben. Uns erlösten u.a. KERNBERG und RODE-DACHSER und gestatteten uns die Wendung zurück zum Individuum. Nachdem das Buch ” Die neuen Narzißmustheorien: zurück ins Paradies” vom Psychoanalytischen Seminar Zürich, das 1981 erschien, etwas später in der klinikinternen Fortbildung durchdekliniert worden war, konnten wir uns der Wirklichkeit der Borderlinestörung und insbesondere den frühen Persönlichkeitsstörungen intensiver zuwenden.

 

Wenn ich das so Erreichte versuche einzuordnen, kann ich sagen, dass die Kompetenz der Mitarbeiter das Maß an Selbstreflexion erreicht hatte, das notwendig war, um integrierend wirken zu können. Im profanen Klinikalltag machten sich Pädagogen und Therapeuten auf den langen Weg des Zusammenwachsens der gemeinsamen Betrachtung des Patienten. Es entwickelte sich eine Kontinuität, die als Miteinander umschrieben werden kann. Die Autonomie der einzelnen Stationen wuchs unter dem gemeinsamen, ungeschriebenen bzw. unter dem sich immer wieder ändernden Konzept der Klinik – im Sinne des „Nur wer sich ändert, bleibt sich treu“. Wir hatten endlich verstanden, dass die verschiedenen Theorien nur verschiedene Aspekte der psychischen Wirklichkeit benennen und dass Identität Kontinuität schafft, wo Diskontinuität herrscht. In der Folgezeit konnten wir von einem gemeinsamen Auftrag des Behandlungsteams ausgehen. Die Klinikidentität war befreit von theorieüberladenen Größenphantasien. Wir konnten feststellen, dass bei uns die Ideen und Veränderungsvorstellung der 68er einer soliden Fachlichkeit gewichen waren, so dass wir uns denen der Altvorderen wieder annähern konnten. Hinzu kam, dass wir erfreut gemerkt hatten, dass sich diese Art der Beziehungsarbeit auch im Akutbereich umsetzen ließ.

 

In Anbetracht der uns inzwischen auferlegten gesundheitspolitischen Bedingungen wie Beschränkung der Verweildauer u.ä.m. waren wir gehalten fokusartig Entwicklungshilfe zu leisten, die den Patienten befähigt, seinen nächsten notwendigen Entwicklungsschritt zu tun, damit er im Alltag wieder zurecht kommt. Wir ließen uns dabei nicht darüber hinwegtäuschen, dass psychische Prozesse wie die Identitätsfindung ihre Zeit benötigen. 

 

Was hieß für uns nun Beziehungsarbeit? Kinder und Jugendliche kommen nicht von sich aus zu uns. Das ist der wesentlichste Unterschied zu dem von Prof. Janssen vorgestellten integrativen, psychoanalytischen Behandlungsmodell. Kinder und Jugendliche werden uns vorgestellt, weil andere sie auffällig finden oder nicht mit ihnen zu Recht kommen. Es wird Anpassung oder Änderung erwartet. Die Kinder und Jugendlichen werden uns mit ihrer Symptomatik präsentiert, die meist außerordentlich vielfältig und viel sagend ist, so dass sie sich nicht von selbst erklärt. Es kann folglich nicht um ein schnelles Klassifizieren und Kategorisieren gehen. Es gilt, die Botschaft der Symptome zu verstehen. Erst wenn wir verstanden haben, können wir behandeln, erziehen usw. Im Regelfall teilen sich uns weder Kinder noch Erwachsene so einfach mit, dafür ist Raum und Zeit und ein In-Beziehung-treten notwendig. Das geht über ein bloßes Miteinander-in-Kontakt-Kommen hinaus, weil sich das gegenseitige Verstehen auch auf einer emotionalen Ebene vollzieht. Es geht nicht nur darum zu verstehen, was der andere sagt, sondern zu fühlen, was er meint. Es ist unser Bemühen als Therapeuten und Erzieher, Kontakt zu schwer erreichbaren, individuellen Welten zu finden. Die Fähigkeit und Bereitschaft zur Selbstresonanz ist das einzige Instrument, mit dem diese Arbeit möglich ist, durch die wir schließlich in Beziehung zum Patienten kommen. Wir werden zum Resonanzboden, der durch die sich entwickelnde Beziehung zum Schwingen gebracht wird, wodurch ein Verstehen auf tieferer Ebene möglich wird. Diese interpersonelle Begegnung ist das entscheidende, heilend wirkende Instrument der Psychotherapie, die deshalb ständig reflektiert werden muss. Im so geteilten Dialog können Antworten gefunden werden, die zur Veränderung und zu psychischem Wachstum führen. Auch wir können Verletzungen, Verluste und Enttäuschungen nicht ungeschehen machen. Wir wissen, dass psychische Strukturen nicht verändert werden können, sondern bestehen bleiben. Wir können mit dem Patienten nach Möglichkeiten suchen, die ihm helfen, seine Selbstheilungskräfte zu entwickeln. Wir fungieren dabei als „Entwicklungshelfer“, die es den Kindern und Jugendlichen ermöglichen, sich anzunehmen, damit sie sein können, wie sie sind.

 

Zur vertrauensvollen Zusammenarbeit gehört Abgrenzung. Die einzelnen Institutionen der Kinder- und Jugendhilfe in Dortmund haben inzwischen einen Grad an Vernetzung erreicht, so dass die für das Verfahren notwendige Abgrenzung nicht mehr der gemeinsamen Arbeit entgegensteht. Wir leben miteinander eine professionelle Kooperation, die durch Einzelfälle nicht mehr zu erschüttern ist.

 

Die Leitung der Elisabeth-Klinik hat sich fast zwei Jahrzehnte lang um eine Verbesserung der beengten räumlichen Situation der Klinik bemüht. Es kam auf dem schon kleinen Grundstück zu immer neuen Anbauten, zu Zumietungen, die letztendlich an der bedrückenden Enge nichts ändern konnten. Als letztere der Klinik gekündigt wurden, bestand nur noch die Möglichkeit, sechs Container als Schulgebäudeersatz auch noch auf das kleine Grundstück zu stellen, um den Betrieb aufrechterhalten zu können.

 

In ihrem Bemühen um die Patienten und ihre Familien wurde die Klinik sehr wesentlich durch den im Dezember 1987 gegründeten Förderverein unterstützt. Der Verein half bei einzelnen Patienten mit Sach- und Geldspenden, aber auch durch Öffentlichkeitsarbeit. Er schaffte die finanziellen Voraussetzungen, um die Spielplätze an der Schwerter Strasse, der Beurhausstrasse und schließlich an der Marsbruchstrasse errichten zu können. Er half bei der Ausstattung der Musik- und Bewegungstherapie und sorgte für Dinge, für die sonst das „Geld“ fehlt.

 

Tröstlich war, dass die Bezirksregierung bei ihren Begehungen die Atmosphäre im Haus wahrnahm und immer wieder lobend hervorhob. Die Leitung des Gesundheitsamtes der Stadt Dortmund sprach da schon ein deutlicheres Wort, indem gesagt wurde; „wenn wir sie nicht benötigten, würden wir das Haus sofort schließen“ und gleichzeitig die Erwartung anschlossen, dass die Klinik doch endlich die Pflichtversorgung für die Stadt Dortmund übernehmen möge. Dem konnte die Klinikleitung unter der Maßgabe zustimmen, dass wenn schon keine Möglichkeit bestünde, der Klinik zu angemessenen Räumlichkeiten zu verhelfen, man ihr wenigstens bei der Suche nach Räumen für die Auslagerung der Tagesklinik helfen solle, um im Haupthaus Räume für eine fakultativ geschlossene Abteilung einrichten zu können. Der Umzug der Tagesklinik und die Eröffnung einer Ambulanz in Räume der Kinderklinik der Städtischen Kliniken erfolgten am 9.Januar 1998 und die Elisabeth-Klinik übernahm die Regel- und Pflichtversorgung für die Stadt Dortmund.

 

Schließlich zeigten die jahrelangen Bemühungen um Veränderung endlich Erfolg. Ein Neubau der Elisabeth-Klinik wurde ins Landes-Investitionsprogramm aufgenommen. Der Bewilligungsbescheid für einen kompletten Neubau an der Marsbruchstrasse wurde der Klinik anlässlich ihres 20jährigen Bestehens überreicht. Das Ausharren am alten Standort und die Arbeit unter erschwerten Bedingungen wurden endlich belohnt.

 

Im Jahr 2001 wurde mit dem Bau der Klinik und der ihr angeschlossenen Frieda-Kahlo-Schule, in der die Patienten während ihres Aufenthaltes unterrichtet werden können, begonnen. Am 19. April 2002 wurde die Elisabeth-Klinik in der Marsbruchstrasse offiziell im Beisein der NRW-Gesundheitsministerin Brigitte Fischer feierlich eröffnet.

 

Der Umzug aus den beengten Räumlichkeiten der Schwerter Strasse in den Neubau an der Marsbruchstrasse im Frühjahr des Jahres 2001 stellte die Mitarbeiter der Elisabeth-Klinik erneut vor neue konzeptionelle Aufgaben. Es galt das bisher Erreichte zu tradieren, in eine neue Form zu bringen und dem neuen Gebäude anzupassen. Es soll an der tiefenpsychologisch-familientherapeutisch orientierten Arbeit festgehalten werden, die jedoch den veränderten personellen und räumlichen Bedingungen, der Forderung nach einer verkürzten Verweildauer angepasst werden muss .Das bedeutet eine verstärkte, flexiblere Nutzung der Ressourcen, die in die stationäre Arbeit mit einbezogen werden müssen. Das setzt ein sich ständig änderndes Konzept voraus, an dem gemeinsam gearbeitet werden muss.

 

Mir lag daran, dass die Klinikidentität mit welchen inhaltlichen Akzentverschiebungen auch immer bewahrt bleibt. Die Zeit der großen Entwürfe und Visionen schien mir vorbei zu sein. Trotzdem wünschte ich mir bei meinem Ausscheiden, dass die gedanklich-fruchtbare Auseinandersetzung unter veränderten Rahmenbedingungen lebendig wie bisher fortgesetzt wird.